Orgel

Die Orgel der heutigen St.-Andreas-Kirche wurde 1889 von Richard Kreutzbach aus Borna bei Leipzig erbaut und mit der Kirche am 1. Advent 1889 geweiht. Sie hatte auf 2 Manualen (Hauptwerk und Oberwerk) und Pedal 25 Register. 1914 und 1925 erfolgten durch Gebr. Jehmlich / Dresden größere Umbauten mit dem Ziel, das Instrument zu erweitern und technisch auf den neuesten Stand zu bringen. So wurde aus dem Kreutzbach´schen eher klassischen Klangbild der Silbermann-Schule ein hochromantisches.

1945 wurde der Altarraum der Kirche durch einen Bombentreffer zerstört, der Detonationsdruck ließ die bleiverglasten Fenster bersten und hinterließ auch an der Orgel Schäden. Monatelang stand die Kirche offen, die Orgel Wind und Wetter ausgesetzt. Unbefugte hatten ungehindert Zutritt – so wurde das Instrument noch mehr beschädigt und bestohlen. 1948 konnten an der Kirche die schwersten Kriegsschäden beseitigt werden. An der Orgel wurde nur das Allernötigste getan zur Wiederherstellung der Spielbarkeit. Mehr ließ die Währungsreform (10 : 1 !!!) damals nicht zu. Die dennoch dringend notwendige Generalreparatur erfolgte von 1953-1956 durch die Zittauer Firma A. Schuster & Sohn. Dabei erhielt das Instrument ein Rückpositiv. War man mit dem nun errungenen Standard einige Zeit zufrieden, zeigten sich doch bald wieder gravierende Mängel, die nur mit einem erheblichen Wartungs- und Pflegeaufwand überbrückt werden konnten.

1979 fiel die Entscheidung, das Instrument konsequent neu mit einer zuverlässigen Technik (mechanische Traktur) aufzubauen und sich der ursprünglichen Klangkonzeption zu nähern unter Berücksichtigung des gewachsenen Bestandes. 1995-1997 konnte das Projekt realisiert werden, die Orgelbauarbeiten führte die Firma A. Schuster & Sohn, Zittau, aus. Das Instrument hat nun die klanglichen Möglichkeiten von 40 Registern, verteilt auf Hauptwerk, Rückpositiv, Brustwerk und Pedal. Die Orgel hat Schleif-Windladen und eine vollmechanische Traktur.

II Hauptwerk C–a3 III Brustwerk C–a3 I Rückpositiv C–a3
Pedal C–f1

1. Pommer 16′ 14. Holzgedackt 8′23. Metallgedackt 8′ 32. Prinzipalbaß 16′
2. Prinzipal 8′ 15. Quintadena 8′24. Prinzipal 4′33. Subbaß 16′
3. Gemshorn 8′ 16. Rohrflöte 4′25. Holzflöte 4′ 34. Oktavbaß 8′
4. Rohrflöte 8′ 17. Viola d’amore 4′26. Nasat 2 2/3′35. Gedackt 8
5. Oktave 4′18. Prinzipal 2′27. Gemshorn 2′36. Mixtur 6fach 5 1/3′
6. Spitzflöte 4′19. Terz 1 3/5′28. Terz 1 3/5′ 37. Choralbaß 4′
7. Spitzquinte 2 2/3′20. Quinte 1 1/3′29. Sifflöte 1′ 38. Oktave 2′
8. Oktave 2′21. Cymbel 3fach 1/2′30. Scharff 4fach 1′39. Posaune 16′
9. Waldflöte 2′22. Vox humana 8′31. Krummhorn 8′40. Trompetenbaß 8′
10. Quinte 1 1/3′SchwellerCymbelstern
11. Mixtur 5fach 1 1/3′
12. Cornett 3fach 2 2/3′
13. Trompete 8′

Nebenzüge

5 Normalkoppeln
RP-P, BW-P, HW-P, BW-HW, RP-HW

Nebenregister:
Tremulanten RP und BW
Cymbelstern

Vogelgeschrei

Tambour

Schuster Orgel

Die Schuster-Orgel der St.-Andreas-Kirche Chemnitz-Gablenz zählt zu den bedeutenden Instrumenten der Stadt Chemnitz. Im Decennium nach der Wende fast zeitgleich mit den Instrumenten der Kreuz-Kirche (Eule/Bautzen) und der Trinitatis-Kirche (Jehmlich/Dresden)  erbaut, geben diese Orgeln repräsentativ Zeugnis von der Leistungsfähigkeit des sächsischen Orgelbaus. Die Schuster-Orgel ist – wie die anderen Instrumente –  regelmäßig zu hören in unseren Gottesdiensten, Orgel- oder Kammerkonzerten, zum 2-jährlich stattfindenden Chemnitzer Orgelspaziergang und zu besonderen Anlässen.

UNESCO Weltkulturerbe

2014 wurden in Deutschland der Orgelbau und die Orgelmusik in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. 2017 wurden den Orgeln in aller Welt durch die UNESCO eine besondere Würdigung zuteil: Sie erhob den Orgelbau und die Orgelmusik zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Die  Konferenz der Landesmusikräte Deutschlands hat die Orgel zum Instrument des Jahres 2021 gekürt.